Durchschnittliche Tägliche Verkehrsstärke (DTV) als Kriterium des Kurortcharakters

 
DTV als ein Indikator des Kurortcharakters 
 

Prof. Dr. Dr. Dipl.-Phys. J. Kleinschmidt
 
 
DTV = Durchschnittliche Tägliche Verkehrsstärke [Anzahl von Kfz in 24 h]
 

Warum DTV messen?
www.freunde-imbk/_KLE/handouts/DTV&NO2.pdf
 
 
Wie DTV messen?
 Es gibt in Kurorten häufig bereits Akku-betriebene mobile Geräte, deren Radar-gestützte Geschwindigkeitsermittlungen auch auf Hinweistafeln wie "Sie fahren gerade ... km/std" zur Unterstützung innerörtlicher Verkehrslenkungen genutzt werden. Solche Geräte können häufig auch aus dem Reflexionsverhalten vieler Signalaussendungen erkennen, wie lange sich ein Fahrzeug im Meßbereich aufhält. Dazu ermöglicht dann eine entsprechende Auswertungssoftware auch das Zählen von Fahrzeugen während der Betriebszeit.
Wo solche Geräte (Anschaffungspreis ohne Anzeigetafeln ca. 3000 €, mit Anzeigetafeln ca. 6000 €) bereits zur Verfügung stehen, können diese dann auch zeitweise ortsnahe zu den Geräten für die lufthygienischen Messungen positioniert werden. 
Wo solche Geräte nicht am Kurort zur Verfügung stehen, können sie oft ausgeliehen werden.
Wo keine DTV-Messungen möglich sind, müssen nach 5 Jahren auf andere Weise quantivative Daten zur Beurteilung der kurörtlichen lufthygienischen Gegebenheiten gewonnen werden, z. B. durch erneute NO2-Messungen.
 
Wo DTV messen?
 Heiße Kfz-Abgase führen letztlich zur Oxidation von Luft-Stickstoff N2 mit Luft-Sauerstoff O2 zu Stickstoffdioxid NO2. Dabei wird in den NO2-Sammlern alles immittierte NO2 adsorbiert, das von verschiedenen Emittenten herrührt. Während der Gebrauch von Häuserheizungen, das Kochen von Speisen, das Gewerbetreiben, das z. B. mit Aufheizen von Schwimmbeckenwasser verbunden ist, kaum oder gar nicht eingeschränkt werden kann oder soll, sind bei der kurörtlichen Verkehrslenkung oft mehr und schneller durchsetzbare Möglichkeiten gegeben.
Hierzu sollen die DTV-Messgeräte zwar möglichst ortsnahe zu den NO2-Sammlern positioniert sein, wobei aber bei fehlenden Abzweigungen für die gleiche Straße auch an verschiedenen Straßenabschnitten gemessen werden kann: wenn zwischen dem Anfang und dem Ende einer Straße keine Kfz verschwinden oder - etwa aus einer Großgarage heraus - eine Vermehrung des Straßenverkehrs bewirken können, besteht mehr Freiheit, wo - dabei immer noch repäsentativ für eine Straße - die DTV-Messungen vorgenommen werden.
Dazu werden beim Aufbau der NO2-Sammler vor Ort geeignete Standorte und Richtungen für das DTV-Messgerät ausgesucht.
Im Kfz-freien Kurpark wird NICHT die DTV gemessen, sondern in einer Randstraße, deren Verkehr bzw. dessen Kfz-Abgase, darunter NO2, eine Fernwirkung auf die NO2-Messstelle vermuten lässt.
Für großräumige Kurparks kann auf eine DTV-Messung am Kurparkrand verzichtet werden. Das wird vor Ort entschieden..
 
Wann DTV messen?
Erfahrungsgemäß bleibt die Verkehrsstärke über längere Zeiträume hinweg relativ stabil, wenn man durch Mittelungen über 14 Tage den Tages- und Wochentagsgang "dämpft". Demgegenüber zeichnen sich Hochsaisonzeiten gegenüber Nebensaisonzeiten auch durch unterschiedlich hohe Verkehrsstärken aus. Darum ist für den vorgesehenen Vergleich bei der Zwischenbeurteilung nach 5 Jahren das Einhalten der gleichen Saisonzeiten wie bei der Vormessung wichtig.
Im Hinblick auf eine weiter gehende kurörtliche Verkehrskartographie können und sollten wiederholt, dann auch zu verschiedenen Saisonzeiten für die gleiche Straße DTV-Messungen durchgeführt werden:
-> je mehr Messintervalle zur Verfügung stehen, umso besser lässt sich die "normale" Variabilität in den DTV-Werten beurteilen und damit auch letztlich der Erfolg etwaiger Verkehrslenkungsmaßnahmen besser voraus schätzen.

 
 
Stand 20.8.2010